Anlaufbeständigkeit von Goldlegierungen
Verfärbungen durch Anlaufen lassen keine Rückschlüsse auf mangelhafte Qualität zu
Immer wieder kann man die Beobachtung machen, daß es beim Tragen von Goldschmuck, insbesondere bei niederkarätigen Schmuckstücken, zu dunklen Verfärbungen auf der Haut oder auf hellen Kleidungsstücken kommt. Diese Erscheinung wird von dem jeweils Betroffenen oftmals kurzerhand auf eine "schlechte" Goldlegierung zurückgeführt, wodurch unliebsame Auseinandersetzungen mit dem Verkäufer und auch Hersteller des Schmucks ausgelöst werden können. Worin liegt nun aber die Ursache für derartige störende Verfärbungen von Haut oder Kleidern?
Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir einige metallkundliche Überlegungen anstellen. Bekanntlich kann Feingold, das von keinem der hier in Betracht kommenden Korrosionsmittel angegriffen wird, zur Herstellung von Schmuckwaren oder Gebrauchsgegenständen wegen seiner extremen Weichheit nicht verwendet werden. Man ist gezwungen, es deshalb mit anderen Metallen zu legieren. Diese werden in unterschiedlichen Mengen zugesetzt, je nach den Eigenschaften, die man der Goldlegierung geben möchte. Im wesentlichen stehen hierfür das Edelmetall Silber und die Unedelmetalle Kupfer und Nickel sowie Zink und auch Kadmium zur Verfügung.
Obwohl Silber zu den Edelmetallen zählt, läuft es bei Anwesenheit schwefelhaltiger Substanzen sehr rasch braun bis schwarz an. Kupfer ist gegen derartige Stoffe ebenfalls nicht beständig, es ist zudem empfindlich gegen Ammoniak, der zum Beispiel im menschlichen Schweiß vorkommt, und auch gegen gewisse Bestandteile in Seifen, Salben usw. Die hierbei entstehenden Kupferverbindungen sind ebenfalls alle dunkel gefärbt. Da nun insbesondere niederkarätige Goldlegierungen einen erheblichen Anteil dieser Zusatzmetalle beinhalten, können sie unter den geschilderten Voraussetzungen mehr oder weniger stark anlaufen. Bei diesen Vorgängen spielt wiederum der Gehalt der Atmosphäre an schwefelhaltigen Substanzen neben gewissen Hautabsonderungen und Ausdünstungen eine entscheidende Rolle. Schmuckstücke, die viel getragen werden, wie zum Beispiel Ringe, zeigen wegen der dauernden Reibung an Haut und Kleidern oftmals keine Verfärbung durch Anlaufen; dafür werden aber im Laufe der Zeit Haut und helle Kleidungsstücke durch die von der Oberfläche des Schmuckstückes immer wieder abgeriebene Anlaufschicht dunkel verfärbt.
Es hat sich gezeigt, daß auch die besonders wichtigen 14karätigen Goldlegierungen nicht vollkommen anlaufbeständig sind. Zwar vermag hier die normale Atmosphäre im allgemeinen keine störenden Anlaufschichten mehr zu erzeugen, wohl aber verursachen direkte Berührungen mit schwefelhaltigen Stoffen, wie Salben, kosmetische Präparate usw… oft noch deutliche Verfärbungen.
Bekannt sind auch Anlauferscheinungen an massiven 14karätigen sowie galvanisch vergoldeten Uhrgehäusen, die mit Lederarmbändern versehen und längere Zeit in einem geschlossenen Raum aufbewahrt worden sind. Besonders an den Anstößen können störende Verfärbungen auftreten, die ihre Ursache in anlauffördernden Substanzen haben, die ihrerseits wieder aus dem Leder des Armbandes oder den verwendeten Klebstoffen stammen und insbesondere bei feuchtwarmer Witterung entstehen.
Die hochkarätigen Goldlegierungen, zum Beispiel 18karätiges Gold, sind im normalen Gebrauch vollkommen anlaufbeständig, und trotzdem kommt es auch bei ihnen manchmal zu einer Schwarzfärbung der Haut, weshalb der Käufer leicht dazu geneigt ist, an der Qualität der Legierung zu zweifeln. Dazu ist aber ebenfalls kein Grund vorhanden. Das Schwärzen der Haut bei hochkarätigen Goldlegierungen wird durch äußerst feine, mechanisch abgescheuerte Metallteilchen hervorgerufen. Je weicher die Legierung ist, um so mehr wird dieser Vorgang gefördert. Besonders bei vielgliedrigen, schweren Schmuckstücken wird diese Erscheinung beobachtet. Abhilfe kann in den meisten Fällen durch eine fachkundig ausgesuchte galvanische Hartgoldplattierung geschaffen werden.
Sonderdruck aus "Sonne und Mond" 1 - Herausgeber: Degussa Metall-Abteilung Frankfurt am Main